Samstag, 3. Dezember 2011

Aus der Bahn geworfen

Ich befinde mich im Urlaub, nicht weit von Deutschland entfernt, in einem kleinen Land, welches trotz seiner Nähe große Unterschiede aufweist. Dies beginnt bei der Währung, führt über die Sprache hin zu manchen Gepflogenheiten und Eigenarten der Bewohner – aber dafür liebt man es.
Das Ziel des Tages lautet Entspannung in einem Schwimmbad, indem es neben dem Sportbecken auch eine Sauna und einen Whirlpool gibt. Aber bereits unter der Gemeinschaftsdusche gehen die Fragen los. Der Landessprache nicht mächtig, wäre man gerne Zeuge so mancher Gespräche. Vor allem an diesem Ort, an dem man den Menschen in derartiger Nähe begegnet, die man ohne Kleidung eingehen kann. An dem Greis in der Kabine ist man noch mit Guten Tag und Auf Wiedersehen vorbeigekommen, aber unter der Dusche wird laut geredet und gelacht. Vier alte Männer seifen sich die eigenen Genitalien ein und plaudern unterdessen lebhaft miteinander. Worum mag es bei diesem lustigen Gespräch gehen? Erzählen sie sich von ihren Enkelkindern oder tauschen sie gar Schweinereien und Schlüpfrigkeiten aus? Da würde man gerne mehr verstehen um mitlachen zu können. Wenn es um Schweinereien geht, dann halten sie mich entweder für verklemmt, begriffsstutzig oder für humorlos, da jedes Lächeln ausbleibt.
Das nächste Problem stellt sich vor der Sauna. Man hat schon oft von diversen Sitten und Vorschriften gehört und gelesen, wie dieser Ort zu betreten und zu benutzen ist. So sollen die Japaner so verklemmt sein, dass sie nur in Badekleidung in die Sauna gehen, wenn überhaupt. Manche sollen unter der Badebekleidung sogar noch die Unterwäsche tragen, wenn man dem Buch „Darum spinnen Japaner“ glauben mag. Das Holz sieht frisch und gepflegt aus, ohne verräterische nasse Flecken auf den Bänken, was also eher für die Methode mit dem untergelegten Handtuch spricht. An der Tür prangt ein Hinweisschild, welches auf die einzuhaltende Hygiene hinweist. Spricht das jetzt für die Badehose in der Sauna oder soll man nur ein Handtuch unterlegen? Badetoys sind wohl verboten, womit die Schwimmhilfen gemeint sein dürften. Um keinen Fehler zu begehen lässt man die Badehose an, legt sein Handtuch aus, zieht sich die Badebekleidung aus, da man ja alleine in der Schwitzhütte ist und nimmt genüsslich Platz. Nach ein paar Minuten betritt einer der gediegenen Herren den Raum, guckt sich um und zieht sich auf die mittlere Ebene, wo er mit dem blanken Arsch auf den heißen Brettern Platz nimmt, zurück, obwohl zurückziehen das falsche Wort ist, da er mitten im Weg sitzt und mit seiner schlaffen Sitzfläche jegliche Chance auf ein Durchkommen verhindert. So war das bestimmt nicht gedacht mit der Hygiene. Aber schon nach kurzer Zeit spielt entweder der Kreislauf nicht mehr mit oder ihm ist es ohne seine Freunde einfach zu langweilig. Jedenfalls ist er auf dem Weg hinaus noch klappriger und tastet sich an der Wand entlang, wobei er sich die Pfoten verbrannt haben dürfte.
Auf dem Weg in die Schwimmhalle fallen die mehrsprachigen Hinweise auf. Auf einem Schild heißt es auf Deutsch:“ Schlechte Hygiene wird mit Ausweisung bestraft.“ In den letzten Wochen hat die dänische konservative Regierung mit der Wiederaufnahme von Grenzkontrollen für Schlagzeilen gesorgt. Da ist es nicht undenkbar, dass schlecht gewaschene Haare, zu lange Zehennägel oder Schuppenflechte ebenso hart bestraft werden. Hoffentlich erhält man die Möglichkeit sich wenigstens wieder vollständig zu bekleiden, bevor sie einen auf die Fähre setzen, sonst ist man in diesem kalten Herbstwetter unweigerlich dem gesundheitlichen Untergang geweiht.
Ersteinmal auf die Wasserrutsche, die sich als schneller und gefährlicher als gedacht erweist. Ich weiß noch wie wir als Kinder immer unter den farbigen Rutschen standen und dort zugeschaut haben wie besonders dicke Menschen als schwarze Klumpen den Weg in die Tiefe nahmen. Es war genau zu sehen, dass die massigen Körper das Wasser aufstauten und vor den Menschen nur noch ein Rinnsal die Rutschbahn benetzte, wohingegen der Mensch zu ertrinken drohte, da sich über seinen Schultern gurgelnd das nachströmende Wasser sammelte. Soweit war es bei mir zum Glück noch nicht, aber ich schob eine beachtliche Masse Wasser vor mir her, die an einer engen Kurve platschend über die Umrandung schoss. Sollte man sich Gedanken machen? Runter kommen sie jedoch alle, bis auf Homer Simpson. Ab in den Whirlpool, der nach kurzem Warten leer ist. Leider ist man nur kurz allein. Schon bald kommen vier Kinder, denen das warme Wasser ebenfalls zu gefallen scheint. Am liebsten würde man ihnen sagen, dass die Hände über den Beckenrand gehören und nicht gepinkelt wird, auch wenn es gerade so schön warm ist. Aber leider würden sie einen eh nicht verstehen. Man kann sie nicht mal anpfeifen, als man schon häufiger bei irgendwelchen Tauchspielen im Weg zu sein scheint und deshalb den einen oder anderen Tritt abbekommt. Nix mit Entspannung. Vor allem fällt es schwer sich zu entspannen, wenn die Bademeisterin aussieht wie aus einem Pornofilm entsprungen. Die Sprachprobleme haben aber auch ihr Gutes. So kann man nicht für Michael Jackson gehalten werden, wenn man mit vier Kindern im Pool sitzt, da jedwede Kontaktaufnahme unterbunden ist. Was ist das nur für eine Welt, in der man sich um so etwas Gedanken machen muss?
WalterUlbricht - 5. Dez, 18:01

Herr Bademeister, das Schwein da hat nicht geduscht, hättest Du wohl am Tonfall erkannt...Und prompt droht die Ausweisung.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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