Donnerstag, 17. April 2008

Anthony Bourdain: Geständnisse eines Küchenchefs

Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Fernsehsender in unseren Breiten zu bestaunen. Ein Sender, der sich ausschließlich an Männer richtet. Es laufen allerdings nicht den ganzen Tag Erotikfilme aus den siebziger Jahren mit bis unter die Achseln behaarten Frauen und Männern in bunter Frottee Unterbekleidung, sondern Sendungen für den Mann, der „Im Hause der Intelligenz eher im Keller wohnt“. Klar, die Erotikfilme der Siebziger würden auch unter diese Kategorie fallen, aber es geht auch ohne Titten und pseudosoziologische Studien. Man muss einfach an andere Urinstinkte des Mannes appellieren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang Autos, Tattoos, Angeln, Motorräder, allerlei Kriegsgerät und Baumaschinen. So geht das tagein-tagaus. Eigentlich eine Beleidigung für den emanzipierten Mann, ertappt man sich doch leider hin und wieder, hin bis all zu oft dabei, dass man gerade bei diesem Sender hängen bleibt. Wann gibt es sonst in solcher Regelmäßigkeit Bilder aus Miami, Orange County (nicht das in Kalifornien – sondern irgendwo an der Ostküste), LA, London oder dem schönen Westerwald zu sehen? DMAX – die Geißel der Männlichkeit!
Mann kann aber auch ein weltläufiges Interesse an kulturellen Gepflogenheiten vorschieben, um eine Stunde in der Woche DMAX zu schauen. Ging mein Großvater früher fast jedes Jahr auf die Tourismusbörse unter dem Berliner Funkturm um sich mit Menschen aus Afrika zu unterhalten, kann man heute mit Anthony Bourdain um die ganze Welt reisen und zusehen was man alles sehen und essen kann. Ob in China hundertjährige Eier, in Frankreich stinkenden Käse aus Höhlen oder in Afrika Heuschrecken – in Berlin gab es Currywurst, Eisbein und Sauerkraut… Ein Highlight war der Genuss von Schafshirn an einem indischen „Schnellimbiss“. Es ist schon beachtlich, was ein Mensch in sich hineinfressen kann, ohne zuzunehmen. Entweder der Herr steckt sich wenn die Kamera aus ist die mitgeführte Pfauenfeder in den Rachen oder es ist das Heroin, welches ihn für immer zu einem spacken Persönchen hat werden lassen. Von seinen Essgewohnheiten her könnte man von einer Mischung aus Obelix und Rüdiger Nehberg sprechen. Die Erlebnisse diese Hardy Krüger des Kochlöffels lassen sich auch Intellektuell aufbereiten, indem man die Bücher des Herrn Bourdain liest. Die autobiografischen Anekdoten im oben genannten Buch lassen einem allerdings schon nach wenigen Kapiteln die Haare zu Berge stehen. Demnach muss jeder Koch, zumindest in Amerika, aspirinsüchtig, alkoholabhängig und drogenabhängig sein. Es werden keine rafinierten Kochrezepte vermittelt, sondern Schauergeschichten weitergegeben. Leicht zieht man Vergleiche zum Stammitaliener der Eltern und denkt sich, so kann das dort nicht sein. Demnach entpuppt sich jede Küchenbesatzung, welche ihre Gerichte noch selbstständig zubereitet, als Besatzung eines Piratenschiffes – ein raues Volk das ständig im Bunde mit Koks und diversen Alkoholika steht. Der Untertitel „Was Sie über Restaurants nie wissen wollten“ steht zurecht als Warnung auf dem Buchdeckel.
klopfer - 19. Apr, 00:24

Die Kokain-sucht soll wohl in der Kochszene allgegenwärtig sein! Heiße Teller, 14 Std. arbeiten und so....

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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