Donnerstag, 17. April 2008

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo – ein Fragment

Eine wilde, erschreckende Geschichte aus dem Berlin der siebziger Jahre. Ein Kleines Mädchen im Großstadtmoloch gefangen versinkt im Drogensumpf.
Christiane F., die ihr Leben zerstörte bevor es richtig begann, schildert minutiös ihren Weg nach Unten. 30 Jahre danach ist es schon teilweise belustigend, eine von Soziologen aufbereitete Geschichte zu lesen, man merkt sowohl an der Ausdrucksweise als auch an der Schreibweise einiger Begriffe, dass sie eigentlich nicht wissen worüber sie schreiben. Vielleicht war auch die deutsche Sprache noch zu clean für Fachtermini der Jugend- und Fixerkultur.
Es beeindruckt schon, was Berlin für ein Drecksloch war – oder hinter den marmornen Glitzerfassaden wahrscheinlich heute auch noch ist.

Anthony Bourdain: Geständnisse eines Küchenchefs

Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Fernsehsender in unseren Breiten zu bestaunen. Ein Sender, der sich ausschließlich an Männer richtet. Es laufen allerdings nicht den ganzen Tag Erotikfilme aus den siebziger Jahren mit bis unter die Achseln behaarten Frauen und Männern in bunter Frottee Unterbekleidung, sondern Sendungen für den Mann, der „Im Hause der Intelligenz eher im Keller wohnt“. Klar, die Erotikfilme der Siebziger würden auch unter diese Kategorie fallen, aber es geht auch ohne Titten und pseudosoziologische Studien. Man muss einfach an andere Urinstinkte des Mannes appellieren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang Autos, Tattoos, Angeln, Motorräder, allerlei Kriegsgerät und Baumaschinen. So geht das tagein-tagaus. Eigentlich eine Beleidigung für den emanzipierten Mann, ertappt man sich doch leider hin und wieder, hin bis all zu oft dabei, dass man gerade bei diesem Sender hängen bleibt. Wann gibt es sonst in solcher Regelmäßigkeit Bilder aus Miami, Orange County (nicht das in Kalifornien – sondern irgendwo an der Ostküste), LA, London oder dem schönen Westerwald zu sehen? DMAX – die Geißel der Männlichkeit!
Mann kann aber auch ein weltläufiges Interesse an kulturellen Gepflogenheiten vorschieben, um eine Stunde in der Woche DMAX zu schauen. Ging mein Großvater früher fast jedes Jahr auf die Tourismusbörse unter dem Berliner Funkturm um sich mit Menschen aus Afrika zu unterhalten, kann man heute mit Anthony Bourdain um die ganze Welt reisen und zusehen was man alles sehen und essen kann. Ob in China hundertjährige Eier, in Frankreich stinkenden Käse aus Höhlen oder in Afrika Heuschrecken – in Berlin gab es Currywurst, Eisbein und Sauerkraut… Ein Highlight war der Genuss von Schafshirn an einem indischen „Schnellimbiss“. Es ist schon beachtlich, was ein Mensch in sich hineinfressen kann, ohne zuzunehmen. Entweder der Herr steckt sich wenn die Kamera aus ist die mitgeführte Pfauenfeder in den Rachen oder es ist das Heroin, welches ihn für immer zu einem spacken Persönchen hat werden lassen. Von seinen Essgewohnheiten her könnte man von einer Mischung aus Obelix und Rüdiger Nehberg sprechen. Die Erlebnisse diese Hardy Krüger des Kochlöffels lassen sich auch Intellektuell aufbereiten, indem man die Bücher des Herrn Bourdain liest. Die autobiografischen Anekdoten im oben genannten Buch lassen einem allerdings schon nach wenigen Kapiteln die Haare zu Berge stehen. Demnach muss jeder Koch, zumindest in Amerika, aspirinsüchtig, alkoholabhängig und drogenabhängig sein. Es werden keine rafinierten Kochrezepte vermittelt, sondern Schauergeschichten weitergegeben. Leicht zieht man Vergleiche zum Stammitaliener der Eltern und denkt sich, so kann das dort nicht sein. Demnach entpuppt sich jede Küchenbesatzung, welche ihre Gerichte noch selbstständig zubereitet, als Besatzung eines Piratenschiffes – ein raues Volk das ständig im Bunde mit Koks und diversen Alkoholika steht. Der Untertitel „Was Sie über Restaurants nie wissen wollten“ steht zurecht als Warnung auf dem Buchdeckel.

Zufallsbild

171522__grindcar_l

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 6755 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Web Counter-Modul


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren