Montag, 9. Februar 2009

Lehrprobe in Deutsch am Donnerstag

Ich sitze vor dem Rechner und bastle an meiner Vorführstunde am Donnerstag. Es geht um Reiseberichte - besser um eine Fernsehreportage zum Thema Schottland - welche analysiert werden soll. Um die lieben Kleinen zum Thema hinzulenken und auf das Reiseland einzustimmen, suche ich gerade nach Fotos im Internet und stieß dabei auf folgendes Kleinod, welches ich zu gerne für einen Einstieg verwenden würde. Allerdings sind die Kinder dafür noch viel zu jung und kennen diesen Klassiker des schottischen Heimatfilms nicht, was der Hinführung zum Thema äußerst abträglich wäre. Also werden es wieder verwitterte Burgen, grünes Moor und Dudelsackspieler - man hüte sich vor den üblichen Klisches!

trainspotting

Samstag, 31. Januar 2009

Als Lehrer ist man ein Vorbild für seine Schüler!

Diesen Satz muss man sich doch des öfteren nochmals gedanklich vergegenwärtigen, wenn man im Staatsdienst tätig ist und den Kindern erziehungstechnisch was gutes mit auf den Weg geben will. Ist aber manchmal auch gar nicht so leicht. Am Mittwoch beispielsweise unterrichtete – zumindest tat ich so als ob – meine neue neunte Klasse in Geschichte. Gemeinsam wollte ich mit den Schülern ein Schaubild im Buch betrachten. Da deren Bücher wohl allesamt im Schrank lagen war dieser zu öffnen, was sich allerdings als nicht so leicht erwies. Bewaffnet mit dem Schlüssel machte ich mich an Tür nebst Schloss zu schaffen. Nachdem der Schlüssel gedreht blieb die Tür komischer Weise zu. Zwei weitere Versuche waren von Nöten um den Schrank zu öffnen. Als die Tür endlich aufschwang entwich mir der durchaus niveauvolle Spruch: „Da saß ja wohl ein Zuhälter im Schrank.“ Glücklicherweise war in der Klasse ein erhöhter Geräuschpegel zu verzeichnen, weshalb meine Bemerkung im allgemeinen Trubel unterging – hoffe ich zumindest, den eine offensichtliche Resonanz von Seiten der Schüler blieb aus.
Schön ist auch, wenn während einer Gruppenarbeitsphase in Klasse 11 zwei Mädchen eine Textstelle aus dem Buch in ihrer Gruppe halblaut vorlesen: „ein Geruch von Schweiß und Samen“ (P. Süskind; Das Parfum), die eine Hübsche zur anderen Hübschen sagt: „Anne du riechst doch auch immer nach Schweiß und Samen.“ Woraufhin diese erwidert: „Da steh ich drauf.“ Und der arme Lehrer sitzt zwei Meter davon entfernt und weiß nicht wie er tun soll. Wer kommt mich im Knast besuchen?
Hab mir beim Kochen schon wieder die Zunge verbrannt – was fürn Scheiß.

Freitag, 30. Januar 2009

Warnung vor dem Fleckenteufel

Im Kollegium ging dieses Buch rum und die Lektüre der ersten paar Seiten war auch recht komisch, allerdings flachte s danach stark ab. Wie schon bei "Fleisch ist mein Gemüse" stellte sich sehr schnell Ernüchterung, wenn nicht sogar Langeweile ein. Eine Ferinelagergeschichte aus den Siebzigern - wie spannend ist das denn?
Der Vergleich zu den Feuchtgebieten fehlt mir, weil ich die debile Lesung der Autorin nach 20 Minuten abbrechen musste. Man sollte solche Sachen doch Leuten überlassen, die so etwas professionell betreiben - sowohl das Schreiben als auch das Lesen!
Fazit: Schönes abgekupfertes Cover, die Gelegenheit ergriffen noch schnell ein paar Euro abzugreifen, und nichts dazwischen. Vielleicht sollte Herr Strunk doch lieber wieder lieber nächtlich im Wald wichsende Typen schauspielern oder bei Radio Braun bleiben.

P.S. Die Schilderung der Ferienreise besticht durch Authentizität - ich fühlte mich an eigene Zeltlageraufenthalte mit der Kircher in Bayern erinnert, die allerdings erst zehn Jahre später stattfanden.

Montag, 26. Januar 2009

Langsam geht es voran mit dem Lehrersein

Heute beginnt das zweite Schulhalbjahr in NRW. Das heißt, dass ich die ersten eigenen Klassen bekomme und somit das erste Mal ohne Beobachtung unterrichten darf. Das wird bestimmt fein. Zudem stand am Raumbelegungsplan vor den Unterrichtsräumen mein Kürzel. Ein Zeichen dafür, dass man nun endgültig in der Schule als Lehrer angekommen ist.
Pünktlich zum „Berufsanfang“ gab es auch gleich eine Fortbildung zum Thema „Stressbewältigung“. Demnach brauche ich noch ein Zimmer mehr, einen Boxsack und eine Jogginghose. Zumindest die Jogginghose lässt sich schnell besorgen, auf die Wohnung muss ich wohl ein wenig lauern und mit dem Boxsack gibt es hier wohl ein paar statische Probleme. Jetzt mal ohne Scherz. Es gab ein paar nützliche Tipps, wie man den Tag besser einteilt, sich Freiräume schafft und auf sich selbst achtet. Hätten vielleicht mehr Kollegen mitmachen sollen, aber wahrscheinlich hatten die zu viel Stress im Moment.

Dienstag, 13. Januar 2009

Gerade im Getränkemarkt

Ein kleiner Mann betritt den Getränkemarkt und taucht nach kurzem Gewühl an der Kasse auf und spricht die Kassiererin fragend an: Hömma, mein Kumpel der hier imme kommt, was nimmt denn der immer für Weizenbier?
Sie guckt verdutzt: Ich weiß jetzt nicht wen du meinst.
Er voller Überzeugung: na den Kleinen dicken.

Ich gehe, die Gesichtszüge mühsam unter Kontrolle haltend, hinaus.

Samstag, 10. Januar 2009

Das Kómpliment des Abends

Wenn ich mir einen runterhole denke ich an dich.blub

Nach einem kühlen Nachmittag im Schwimmbad und Abendbrot bei einer Kollegin gab es mein Weihnachtsgeschenk auf den Bildschirm. Der eher skurile Film "Falscher Bekenner" konnte weder von den Schauplätzen noch von der Handlug vollständig überzeugen. Aber immerhin hat man wieder einen Spruch für die Flirtschule.

Montag, 5. Januar 2009

Auf Besuch bei der Omma

Schön wars Weihnacten in der großen Stadt. Eine Menge Leute gesehen und auch ein wenig Kultur genossen. Jetzt sitzt man hier im niederrheinischen Tiefschnee und überlegt, wie man am besten am Mittwoch auf zwei Rädern in die Schule kommt.


Die Touristen!

Januar-09-057
Angelockt durch einen Artikel im Tagesspiegel galt es ein Stück manifestierten Nationalgefühls zu besichtigen. Es hat sich gezeigt, dass Berlin immer noch über mindesttens zwei Gesichter verfügt. Auf der einen Seite ist der schicke Potsdamer Platz mit suggerierter Weltläufigkeit, auf der anderen Überreste des schäbigen West-Berlins. Mit der nötigen Ironie ist so ein Besuch der Siegessäule durchaus empfehlenswert.
Obenauf und mittenmang
Nationalmonument nicht nur zu Silvester: Wer die Siegessäule besteigt, begegnet der deutschen Geschichte
Von Thomas Lackmann
Vergessener Ort auf dem Präsentier teller. Die verkehrsumsummte Insel liegt im Planeten Großer Stern. Kein unübersehbares Monument erscheint so allgegenwärtig, so unbekannt im Detail, und – wenn wir sein Granitfundament aus der Nähe betrachten – so weltkriegsversehrt (die Gedächtniskirche ausgenommen). Das Bauwerk in der Mitte des Kreisels besuchen fast nur Touristen. Als Skyline- oder Postkartenmotiv, aus der Distanz, ist die Siegessäule ein Mega-Schnörkel von Anno dazumal. Wer sie besichtigt, fliegt durch Jahrhunderte, Epochen; wer sie besteigt, passiert auf ihrer 285-Stufen-Wendeltreppe die kalligrafisch fixierte Gegenwart der Graffiti-Vermächtnisse. „Fuck die Europäische Union!“ Alle Wände neben den Schießschartenfenstern sind mehr als mannshoch mit Namen und Bekenntnissen bedeckt. „It is a kind of weakness to miss someone so much.“ Jede Stufe: ein Sieg über die Schwerkraft. „Alle herzlich willkommen in Tiflis.“ Jede Inschrift: ein Triumph über das Vergessenwerden.
Beim ersten Ausguck hängt der rosa Abendhimmel tief über den Wipfeln des Tiergartens. Als Orientierungsgestirne rundum sind auszumachen der grüne Würfel überm Potsdamer Platz, das Mercedes-Logo überm Europa-Center, das werberot verkleidete Charlottenburger Tor, der Turm der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche im Hansa-Viertel, der Fernsehturm. Beim höchsten Ausguck treten wir auf eine raubtierhoch vergitterte Galerie. Der Weihnachtsbaum vor Schloss Bellevue leuchtet präsidential. Vor dem blutroten Firmament komplettiert sich das Panorama: Gedächtniskirche, Funkturm, Hotel Esplanade, Reichstag und die bis zum Brandenburger Tor wie vom Planer Albert Speer persönlich freigeschaufelte Silvester-Party- Schneise. Wer es als Sightseeing-Paar bis zu diesem Höhepunkt samt Sonnenuntergang geschafft hat, muss einfach knutschen. Um das Ausgekotzte am Gitter machen wir instinktiv einen Bogen. Beim Blick himmelwärts könnte man der acht Meter großen Viktoria über uns, nach einer Heldin der „Gartenlaube“ genannt „Goldelse“, theoretisch unters Faltenkleid gucken. Berlin ist klein. Hier sind wir obenauf und mittenmang.
Das Denkmal zum Aufsteigen ist ein nationaler Überbau. Zum Unterbau gehören jene Tunnel unterm Kreisel, durch die man auf die Insel gelangt, hinab zum privat betriebenen „Museum in der Siegessäule“. Hier wird das chauvinistische Fanal in Modelleisenbahnanmutung komparatistisch entgiftet: eine „Kleine Geschichte zu Nationaldenkmälern in Europa und ein Rundgang durch europäische Städtewahrzeichen“. Das Entree zeigt auf Fotos die Vermarktung des Objekts als Eventkulisse für die Love-Parade oder für ein dolles Milleniumsfeuerwerk, das im Nebel verzischte. Die Kellerräume versammeln eine Kollektion von Imponierbauten – als Pappmodelle, Kupferstiche, Briefbeschwerer.
Das Hermannsdenkmal (erbaut von 1838 bis 1875) provoziert: weil seine Aussage, der Cherusker habe die Römer rechts des Rheins endgültig verjagt, sowohl durch neue Archäologenfunde widerlegt wird als auch durch die Dominanz italienischer Reisender im heutigen Berlin. Leipzigs Völkerschlachtdenkmal, Brandenburger Tor und Eiffelturm bleiben wegen Lichtausfall im Dunkeln. Der heroische Löwenhügel bei Waterloo ist einem an der Schulter verletzten Kronprinzen gewidmet – nicht den 53 000 Gefallenen der Schlacht. Arc de Triomphe, Invalidendom und Notre Dame sollen wohl jene französische Erregung beruhigen, die bald nach Errichtung der Siegessäulenheiligen den Schmähnamen „Würgeengel“ hervorbrachte. Akropolis, Petersdom, Pisas Turm und Colosseum demonstrieren, dass der „Schornstein“ (wie die Berliner das Monstrum benannten) sich in großer Gesellschaft befindet.
Gegründet worden war Berlins patriotischer Baumkuchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Karl Marx spottete, die deutsche Einheit komme so wenig voran wie die Fertigstellung des westfälischen Hermannsdenkmals. 1865 wird auf einem Exerzierfeld am Berliner Stadtrand ein Säulengrundstein gelegt, dessen Begleiturkunde den dänischen Krieg (1864) und „unseren erhabenen Verbündeten, den Kaiser von Österreich“, würdigt. 1869 beginnen die Bauarbeiten mit einer erweiterten Widmung, die den Deutschen Krieg (1866) einbezieht, bei dem Preußen den Österreichern deren territoriale Beute von 1864 wieder abgenommen hat. War in progress: Die dritte Widmungsurkunde kommt nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) hinzu.
Die Säule am Königplatz, von Friedrich August Stüler, Friedrich Drake und schließlich von Johann Heinrich Strack entworfen, verliert durch Aufstockung ihre klassische Proportion. Vergoldete dänische, österreichische, französische Beutekanonen schmücken die Säulentrommeln. Eingeweiht wird das erste Nationaldenkmal des zweiten Reiches am Gedenktag der französischen Kapitulation, dem „Sedantag“ 1873. Der Reichstagsbau 1894 nahebei wertet den Standort politisch auf, gegenüber positioniert man 1901 und 1904 mit Statuen Bismarcks, Moltkes und von Roons die Herren der drei Kriegszüge. Hinzu kommt Kaisers „Siegesallee“, 32 Hohenzollern in Marmor, vom Volksmund „Marmarameer“ genannt. Nach 1918, mit Frankreichs Sieg und der Republik-Ausrufung, verfällt dieser imperiale Gedenkpark zum nostalgischen Zierrat.
Als Hitlers Architekt Speer den Reichstag samt Säule der raumgreifenden Welthauptstadt Germania opfern will, stoppt sein Chef das Vorhaben. Aber Schornstein samt Else müssen 1938/39 umziehen zum Großen Stern und stellen dort nur noch eine putzige historische Marke dar auf dem Weg zur 290 Meter hohen „Großen Halle“, die Germaniens wahres Format manifestieren soll. Der Durchmesser des Kreisverkehrs wird von 80 auf 200 Meter erweitert. Der Säule fügt man eine vierte Sechseinhalb-Meter-Trommel ein; ihre Erhöhung auf 70 Meter soll angeblich Berlins letzte Jungfrau vor dem Schürzenjäger Goebbels in Sicherheit bringen. Nach der Kapitulation können die Franzosen ihr Ansinnen, das Schandmal für 2,3 Millionen Reichsmark zu schleifen, nicht durchsetzen. Dafür lassen sie bis 1948 ihre Trikolore über der westwärts blickenden Siegesgöttin wehen – und verbringen kugeldurchfetzte Bronzereliefs, Sockeldarstellungen der Kriege von 1864 und 1870/71, nach Paris.
1987 kehrt diese Kriegsbeute zurück, wird authentisch ramponiert in die zerfurchte Granitmauer eingesetzt. Mit Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ macht die Goldelse Kinogeschichte. Im Golfkriegs-Januar 1990 scheitert eine „Rote Zelle“ bei dem Versuch, das Symbol für „Krieg und Männergewalt“ zu sprengen. 1991 misslingt der Antrag von PDS- und Grünen-Abgeordneten, einen Abriss durchzusetzen – als Trost für die Schleifung des Friedrichshainer Lenin-Denkmals. 2008 benutzt Kandidat Obama den Victoria-Set für seinen Auftritt in Europa.
Wer ganz oben ist, wird dort nicht ewig bleiben. Beim Abstieg springt uns eine Botschaft vom Juli 1998 entgegen: „Wir sind in die Welt gevögelt und können nicht fliegen.“ Da verweist Graffiti-Poet Hajo melancholisch auf die erotische Konnotation. Der phallische Schornstein samt starker Madam markiert für Berlins Schwule einen beliebten Treffpunkt-Park, die „Siegessäule“ gibt einem Magazin der Szene den ironischen Titel. Ohne Ironie ist das martialischeThema nicht leicht zu kommunizieren. Deutsche gewinnen ja keine Kriege mehr, hoffen lieber auf Win-win-Situationen oder freundliche Übernahmen; nehmen sich für 2009 höchstens vor, ihren inneren Schweinehund zu besiegen.
285 Schritte abwärts. An der Unterseite einer Stufe das Graffiti „I ’ll see ya in the next life“. Doch wer absteigt, könnte im Prinzip wieder aufsteigen. Zwischendurch steht auf manchen Absätzen ein abgewetztes Metallbänkchen: zum Ausruhen.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 30.12.2008)


Januar-09-058
"Arsch Art" - Herr Lehmann lässt grüßen.

Januar-09-051
So schön kann Mitte sein!

Freitag, 19. Dezember 2008

Schlafbesuch

Gestern erreichte mich ein Anruf. Ein Freund fragte mich, ob er nicht für einige Zeit bei mir übernachten könne. Klar, sagte ich zu Christian. Du bist gerne willkommen. Bisher hatte ich immer nur ihn besucht.
Jetzt sitzt er hier auf der Luftmatratze, rollt Zigarretten und rennt alle halbe Stunde in Latschen, Jogginghosen und Unterhemd auf die Straße - einfach nur, weil es möglich ist. Vorhin rief eine Brigitte an und wolle ihn sprechen - wahrscheinlich eine alte Bekannte von ihm.
Ich glaube er hat einen Plan!

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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