Donnerstag, 18. Dezember 2008

Auf Klassenfahrt mit den Kollegen oder übernachten in der Räuberhöhle

Wir hatten Montag und Dienstag die "Pädagogischen Tage" in der Nähe von MG. Es galt anderthalb Tage mit mehr oder weniger sinnvollen Seminaren zu überstehen. Neben Kommunikation im Schulalltag, oberflächliche Einblicke ins Schulrecht, Kooperatives Lernen und Entspannungsübungen standen auf meinem Programm. Abends wurde dann gefeiert. Wer denkt Referendare wären erwachsene vernünftige Menschen, der hat nicht die Kotze neben der Couch, die halbnackten Männer auf dem Tresen gesehen und muss sich vielleicht noch neun Monate mit einem Urteil gedulden. Aber eins habe ich ganz sicher gelernt: Jugendherbergen sind nichts für mich.





Bild0027

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Abgründe tuen sich auf!

Heute im Geschichtsunterricht in einer neunten klasse:

Das Wartenburger Fest wurde zu Ehren Martin Luther Kings gefeiert.

Ich glaube wir müssen einmal reden. Du kommst am besten Freitag nach der letzten Stunde mal für eine Extrastunde ins Lehrerzimmer.

Freitag, 12. Dezember 2008

Ach die Leute am Niederrhein,

Wieder war ich heute im Getränkemarkt, um mir Saft und eine leere Elferkiste Bier zu holen, damit ich die paar Pfandflaschen aus meiner Wohnung zurück in den Laden tragen kann. Zwei Flaschen Radler steckte ich der Einfachheit halber in den Kasten und trug ihn zur Kasse. Die Frau scannte emsig die beiden Flaschen und fragte verwundert, ob ich den „Rahmen“ auch mitnehmen wolle.
Moment, wie war das mit dem Rahmen? Sie verbesserte sich danach und meinte den Kasten, aber das gibt trotzdem zu denken. Aus „Was nicht passt wird passend gemacht“, weiß auch der Junge von der Uni, dass die Kannen im Mischer gelagert werden. Aber was haben Kannen in einem Rahmen zu suchen? Logisch ist das nicht.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Böses Erwachen,

Der meiner Wohnung gegenüberliegende Getränkemarkt trägt öfter zu meiner Erheiterung bei und wenn er sich mächtig Mühe gibt, dann schlägt er vielleicht noch den Penny Markt am Stutti.
Ich war heute Nachmittag kurz drüben um meine leeren Wasserflaschen gegen volle zu tauschen und musste an dem kleinen Tresen warten, an dem die Pfandflaschen zurückgenommen werden. Der Getränkemarkt führt nicht nur Brause, Saft, diverse Bier- und Schnapssorten, sondern auch Knabbereien, Plastikgeschirr und langlebige Nahrungsmittel. Ich warte also an der Pfandtheke und mir steigt der intensive Geruch von Schnaps in die Nase, der eindeutig von einem Mann ausgeht, der neben der Kasse rumlungert und den ich schon des öfteren dabei beobachtet habe, wie er versuchte die Kassiererin in ein Gespräch zu verwickeln. Ein Mann kommt mit einem Karton an die Kasse und lässt sich den Preis des Produkts nennen und ist erfreut, als es für den normalen Preis noch zwei Gläser gratis gibt. Den Karton kenne ich, denn ich habe selbst einen gekauft – vor ein paar Wochen um mir die Abendlektüre angenehm zu gestalten. Von Preis und Leistung überzeugt fragt der Herr nun noch, ob es sich bei dem Produkt um Klaren handeln würde, worauf ihm die Kassenfrau keine Antwort geben kann.
Nach einigen Minuten sehe ich ihn an der Kasse wieder und mir drängt sich der Gedanke auf, dass er eine Drogenentziehungskur, Marke Trainspotting, im Eigenheim vorbereitet. Neben einem Sechserpack Wasser wandern bestimmt zehn Dosen Eintopf in den mitgeführten Ziehwagen, außerdem eine Batterie Colaflaschen und schließlich der Karton mit dem „Klaren“. Weitere Gedanken über das Leben des Mannes verkneife ich mir. Allerdings beschleicht mich die Schadenfreude, denn bei dem Schnaps handelt es sich um eine Flasche Pernod. Ein böses erwachen erwartet wahrscheinlich den trainierten Alkoholiker, obwohl dieser Verzehrtipp auf der Flasche ausdrücklich aufgeführt wird.

Montag, 8. Dezember 2008

Thema der Unterichtsreihe: Liebeslyrik

Habe ein Gedicht für meine Lehrprobe in Deutsch nächste Woche gefunden. Das Thema ist Liebeslyrik in der 10. Klasse.

Michael Schönen

Dicke Titten

Was schätzt ein Mann besonders bei den Frauen?
Was zwang noch jeden magisch hinzuschauen,
wenn beinah sie dem Dekolté entglitten?
Dicke Titten

Was ließ Russ Meyer oft und gern schwingen?
Und was ersetzt zumeist Talent zum Singen?
Was hilft bei schlechten Zähnen, selbst den dritten?
Dicke Titten

Ob nun privat, ob öffentlich und rechtlich:
Ihr Umfang wächst im Fernsehn ganz beträchtlich.
Und wer sie nicht hat, der wird aufgeschnitten –
Dicke Titten.


Das wird ein Knaller am Mittwoch!

Samstag, 6. Dezember 2008

Für die Freunde des guten Geschmacks

http://www.youtube.com/watch?v=KNHsN3RA8RI

Nikolaus

Er schafft es immer wieder. Auch dieses Jahr hat er sich in die Wohnung geschlichen und die Schuhe bestückt, die gestern noch schnell geputzt wurden. Angenehm ist, dass dieses Jahr auf Schokolade verzichtet wurde.

DSCF0002

Gleich gehts auf den Markt um Eier zu kaufen. Hoffentlich komme ich nicht wieder mit einer leeren Börse und einem Konglomerat aus Pferdewurst, Lammrücken, Kaninchenfleisch und Gemüse für eine 10köpfige afrikanische Familie zurück.

Samstag, 29. November 2008

Was soll das?

Am Montag ist Lehrprobe und es war für heute 17 Uhr verabredet den Stundenentwurf mit der Lehrerin abzusprechen. Nachdem ich gestern etwas zurechtgeschustert habe, schickte ich es ihr heute Morgen. Anschließend die Bude gewienert, da der Bruder morgen mit Freundin zu Besuch kommt. Um kurz nach Fünf den Hörer in die Hand und Düsseldorf angerufen. Tut, tut, tut, tut, tut, hallo hier ist der Anrufbeantworter von XY. So ging das den gesamten Nachmittag bis ich es um 20 Uhr aufgegeben habe. Warum war diese Frau nicht da. Meinen Entwurf muss ich wahrscheinlich noch einmal überarbeiten, was mich mehrere Stunden kosten wird. Im Laufe des morgigen Tages war ich eigentlich mit dem Bruder in Düsseldorf verabredet. Ich sehe mich hier morgen um 12 Uhr den Hörer abnehmen und dann bis fünf am Schreibtisch sitzen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Zu allem Überfluss habe ich gerade die letzten fünfzig Seiten Schloss Gripsholm gelesen und mich beschlich ein Gefühl der Trauer – der Schwermut. Auch wenn Tucholskys Erzählstil etwas zu wünschen übrig lässt, war es ein schönes anrührendes Buch – zumindest in der zweiten Hälfte. Jetzt sitze ich hier am Samstagabend vor dem Rechner und hadere mit dem Schicksal. Und irgendwie habe ich Sehnsucht nach zu Hause.

Sonntag, 16. November 2008

Erster Kontakt mit den Eltern – eine Ernüchterung

Im Rahmen des Tages der offenen Tür, der am Samstagvormittag stattfand und mein Wochenende zutiefst dezimierte, kam es zum ersten Kontakt mit so manchen Eltern. Die Ernüchterung war groß, als so mancher Vater oder Mutter feststellten, dass an der Schule die Zeit nahezu stehen geblieben war. Da standen sie immer noch, die Lehrer von damals, etwas älter und grauer, aber immer noch die Selben. Es schien sich kaum etwas verändert zu haben. Flankiert von den Sprösslingen wurde die neue evtl. auch alte Schule begafft. Wir stellten unsere kleinen Besucher mit Plakaten über Pharaonen und einer Ausstrahlung von Dokumentarfilmen über Mesopotamien und die Pyramiden ruhig. Es war schon eine bizarre Situation. Wie präsentiere ich ein Produkt, ohne eine Manifestation dieses Produktes zu haben? Wenn ich in einem Laden arbeite oder auf einer Messe, habe ich etwas, was ich an den Kunden bringen will – meistens einen Gegenstand. Aber wie präsentiert man Unterricht ohne einen Unterricht dazuhaben? Man legt Bücher aus, hängt Plakate mit Rechtschreibfehlern an und zeigt einen Film. Es sah bei uns zeitweise so aus wie im Kinderkino bei Ikea. Die Blagen gafften, die Eltern quackelten.
Mit einer Mutter bin ich näher ins Gespräch gekommen, weil es mein Anliegen war, ein nicht greifbares Produkt zu präsentieren: den Geschichtsunterricht. Die Tochter sah sich interessiert die Plakate und Bücher an und sagte mit der Begeisterung des Wiedererkennens in der Stimme: „Guck mal Mutti, da ist Hitler.“ So viel Begeisterung wollte ich natürlich nutzen und dem Kind ein Klassenfoto zeigen, auf dem Hitler als Knabe im Alter von etwa 10 Jahren zu sehen ist und nahm eines dieser Hefte und begann zu blättern. Die Mutter trat an meine Seite und erklärte die Kinder hätten das Thema gerade in der Schule, aber nach ihrem Empfinden würde der Nationalsozialismus viel zu ausführlich in der Schule behandelt. Okay, abwarten was jetzt noch kommt. Solche Leute habe ich auch hin und wieder bei Führungen bei den Unterwelten in Berlin getroffen. Die Amerikaner hätten schließlich auch die Indianer ermordet und die Chinesen die Tibeter und davon würde niemand reden. Was sagt man in einem solchen Moment? Ich habe versucht sie auf die unterschiedlichen Motivationen der frühen Amerikaner und der Nationalsozialisten aufmerksam zu machen, dass die Indianer nicht mit der Eisenbahn zu Millionen in Lager und Gaskammern gekarrt wurden. Aber meine Argumente trafen auf keinen fruchtbaren Boden. Ob denn der Mauerfall heute wenigstens ausführlich gelehrt werde? „Aber natürlich meine Dame.“ Sie wäre ja aus Berlin – prompt begann sie zu berlinern – und sie sei am 9. November 89 dabei gewesen – so wie einige hunderttausend andere Menschen wahrscheinlich – aber sie sei als einzige mit erhobenem Ausweis in dieser Nacht von West nach Ost gegangen und die Grenzpolizisten hätten sie verständnislos angesehen…. Sie war froh endlich diesen Gang tun zu können.
Und ich war froh als sie endlich den Gang hinaus tat, blieb still stehen und wunderte mich. Auf solche fachlich fundierten Gespräche war ich nicht vorbereitet gewesen.

Zufallsbild

DSCF0009

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7091 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Web Counter-Modul


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren