Ich habe in den letzten beiden Tagen schätzungsweise 20 Zeitstunden an meiner Lehrprobe für morgen gesessen. Jetzt ist sie weggeschickt - eine halbe Stunde zu spät - und der Kopf ist vollkommen leer. Jetzt können nur noch diverse Probleme auftreten: der Kopierer funktioniert morgen nicht oder hat kein Papier, die Schüler verstehen den Text nicht...
oscar Matzerath - 7. Jun, 18:47
Hier neue Impressionen vom Niederrhein:
Am Sonntagnachmittag bei der Kollegin auf der Veranda

oscar Matzerath - 29. Mai, 12:36
Um mich arbeitstechnisch an Himmelfahrt und dem Brückentag zu motivieren, hatte ich mir als Belohnung einen Besuch in Holland versprochen. Diesen galt es gestern anzutreten. Also stieg ich, bewaffnet mit einem Tagesspiegel, morgens um neun in den Zug und trat die etwa 40-minütige Reise an. Man ruckelte über Äcker und Wiesen und war ohne Vorwarnung mitten in Holland.
Kaum der Bahn entstiegen regte sich Verwunderung über die Landsleute, die mit Reisetaschen und Einkaufstrolleys bestückt den Ort enterten. Auf die Frage, was den in Holland so günstig sei, dass man davon raue Mengen über die Grenzen schaffen müsste, erhielt ich die Antwort dass der Kaffee so günstig sei. Vorgewarnt verwunderte es mich aber dann doch berucksackte Männer mit Armen voller Kaffeekartons durch die Fußgängerzone tippeln zu sehen. Es erinnerte ein wenig an die Hamsterfahrer nach dem 2. WK. die ausschwärmten um das städtische Umland auszuplündern oder an die Raubzüge der Wikinger, bloß das gestern nicht gebrandschatzt und geschändet wurde, aber das haben die Deutschen ja auch schon hinter sich.

Das Fremdschämen ging weiter, als ich in der ansonsten leeren Stadt immer wieder Gruppen von marodierenden Schnäppchenjägern begegnete, die sich laut rufend auf die Vermeintlichen Einsparungen aufmerksam machten. Allmählich beschlich mich der Wunsch des holländischen mächtig zu sein.
Um es kurz zu machen: Was zu kiffen bekam ich nicht, da alle Shops aus der Innenstadt ausgelagert wurden, um den Kannabistourismus aus der Stadt fernzuhalten. Kaffee habe ich keinen gekauft – nur einiges pfandfreies Dosenbier und ich habe Fleischkroketten gegessen. So ein Schweinefraß! Das Zeug schmeckte wie frittierte Leberwurst. Anthony Bourdain wäre stolz auf mich, obwohl ich fast in die städtische Grünanlage gekotzt hätte.

Abends war ich noch einmal kurz vor der hollandischen Grenze – bei einem Kollegen zum Grillen und Arbeiten. Da saßen wir dann auf der Terrasse mit einem Glas Weißwein in der Hand und genossen den Sommer.
oscar Matzerath - 24. Mai, 11:37
Die Prollkassiererin leidet an diesem Nachmittag besonders. Vorletzter Speiltag in der Bundesliga und die Borussia kämpft um den Klassenerhalt. Das Handy in der Hand, kommt sie im Fohlentrikot laut pöbelnt durch den Laden. "Leverkusen führt 2:0, weil der Penner XY, der Arsch. Ich krieg zu viel..."
Wenns so bleiben sollte, dann sitzt sie wenigstens gleich an der Quelle des Vergessens.
oscar Matzerath - 16. Mai, 16:20
Es erfüllt den Junglehrer mit Wonne, wenn er in dieses zornrote Gesicht sieht, aus dessen Mund ein animalisches Knurren dringt. So geschehen am Mittwoch, als ich ein Mobiltelefon einer Schülerin einsammelte, um es bis Freitag im Lehrerzimmer zu verstauen. Wenn man einem Kind einen Teddybären klaut, kann es nicht anders sein. Ich dachte da stünde das Rumpelstilzchen auf dem Flur.
oscar Matzerath - 15. Mai, 20:16
Vor mittlerweile mehreren Monaten hörte ich im berliner Inforadio ein Interview mit dem Autor des Buches und da mich die vertretenen Thesen und die Thematik nicht nur aus beruflichen Gründen interessierten erstand ich diesen Wälzer.
Es ist vielleicht etwas suspekt in einer Rezension über ein Buch zur Mauer über eine Fluchtmöglichkeit zu schreiben, aber diese bot mir das sehr gut lesbare und informative Werk tatsächlich. Wenn ich mit dem Schulkram im Kopf und fertig mit den Nerven abends in mein Bett stieg, lag da ein gewisser Ruhepol auf dem Nachtisch, der mich meist zu lange wach hielt.
Auf den ersten 120 Seiten stellt der Autor die Geschichte Berlins von den Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dar und man fragt sich, wann geht es denn jetzt endlich los mit der Mauer. Da ich mich im Studium ausgiebig mit verschiedenen Aspekten der Berliner Stadtgeschichte beschäftigt habe, war das alles eher schnödes Beiwerk als spannende Grundinformation. Nach diesem, für mich zu langen Einstieg, zeichnete sich die Entstehung des Arbeiter- und Bauernstaates am östlichen Horizont ab. Die Genossen Ulbricht und Pieck erschienen aus den Moskauer Lehrjahren um den einzig wahren Sozialismus aus der Taufe zu heben – mit allen bekannten Nebenwirkungen, wie Diktatur, Freiheitsberaubung, Misswirtschaft und ideologischer Verblendung. Von der Entstehung des Mauergedankens, über den Bau bis hin zum langsamen Zerfall beschreibt Taylor anschaulich und akribisch recherchiert die Höhen und Tiefen des Lebens in der DDR. Besonders gefallen hat mir die These, dass Ulbricht daran Schuld sei, dass die BRD die Gastarbeiter nach Deutschland geholt habe. Durch den Bau der Mauer hätten die Westzonen ihren Arbeitskräftebedarf nicht mehr decken können und wäre somit gezwungen gewesen Arbeiter aus dem Ausland anzuwerben.
Wie gesagt, habe ich mich im Rahmen des Studiums schon ausführlich mit der Geschichte der DDR beschäftigt und somit wurden großteils bereits Gewusstes wiederentdeckt, aber für Menschen, die noch nicht so vorgeprägt sind, wird das Buch ein noch größerer Schatz sein.
Besonders interessant war das Nachwort, da dort die Reaktion der drei Westalliierten auf die sich abzeichnende Wiedervereinigung beschrieben wurde. Panik vor einem vereinten Deutschland und die Sorge vor einem „Vierten Reich“. Aus heutiger Sicht erscheint es eher lächerlich, aber die Franzosen hatten wahrscheinlich allen Grund zur Sorge, obwohl ich die Möglichkeit eines erneuten Krieges zwischen Deutschland und Frankreich am Anfang der neunziger Jahre rückblickend doch eher als sehr unwahrscheinlich erachte. Aber wie sagt man so schön – hinterher ist man immer schlauer.
Abschließend zitiere ich kurz aus dem Nachwort: „Doch die PDS war überwiegend eine Partei der älteren Leute. Rund 60 Prozent ihrer Wähler waren über 60 Jahre alt. Bei der Jugend der ehemaligen DDR- soweit sie blieb – führten Enttäuschung und die Folgen der jahrzehntelangen geistigen Isolation häufig zu einer Hinwendung nicht zur alten extremen Linken, sondern zur neuen extremen Rechten. Das galt insbesondere für kleinere Provinzzentren...“
Frederik Taylor: Die Mauer: 13. August 1961 bis 9. November 1989. Siedler 2009. 29,95€
oscar Matzerath - 3. Mai, 16:51
Die Nachrichten melden: Hamsterkäufe bei Glühbirnen. Weil in der EU ab dem 1. September der Verkauf von 100 Watt Glühbirnen untersagt ist, legen die Bundesbürger Vorräte an. Ich sehe schon die Schwarzmarktpreise bei den Internetauktionshäusern in astronomische Höhen steigen. Vielleicht sollte man in Zeiten der Wirtschaftskrise noch mal schnell in Glühlampen investieren?!
oscar Matzerath - 3. Mai, 16:24
Die Geburtstagsparty, auf der für einen Frauengeburtstag erstaunlich wenig "Weiber" waren, stellte sich eher als Biertrinkerparty heraus. So war der Kühlschrank mit Weizenbier, Radler, Kölsch und Kölsch-Cola gefüllt. Es grenzt an ein Verbrechen Kölsch mit Cola zu mischen, aber diesmal ist es schade um die Cola, da ich nicht verstehen kann, wie man diese Plörre genußvoll trinken kann. da ist mir ein herbes Pils doch lieber. Es hängt wahrscheinlich mit der trinksozialisation des Einzelnen zusammen. Die Weinflasche wurde als das betrachtet was sie auch sein sollte - als Geschenk - und blieb verschlossen. Ich habe um ein Urteil gebeten, nachdem die Flasche konsumiert wurde.
oscar Matzerath - 3. Mai, 15:39
Da ich heute Abend auf einen Geburtstag eingeladen bin und eine schöne Flasche Weißwein mitbringen will und von den Frauen aus dem benachbarten Getränkemarkt keine fachkompetente Beratung erhoffen kann, wurde das Branchenbuch gewälzt und ein Spirituosenfachgeschäft in der Nähe gefunden. Ich kenne den Laden vom Vorübergehen und das Schaufenster wirbt mit allerlei Obstbränden und Kornvarianten um die Gunst des Käufers. Guten Mutes betrat ich das Geschäft und brachte in wohlgewählten Worten mein Anliegen vor. Der Verkäufer, ein älterer Herr in dunkle Grautönen gekleidet mit aufgedunsenem Trinkergesicht und glatt rückwärtig gekämmten Haar, übersetzte meine Wünsche in sein Idiom, was folgendermaßen klang. „Also da bringt dann heute Abend jeder eine Flasche mit?“ Mir kam der Gedanken an ein Komasaufgelage, welchen ich zu korrigieren suchte, aber er fuhr gleich mit der Beratung fort: „Sind das eher jüngere Leute oder ältere? … Da würde ich doch eher eine Flasche Sekt mitnehmen, Rosèsekt, da stehen die Weiber drauf.“
Aha, aber eigentlich wollte ich eine Flasche Weißwein. Es kostete mich einige Überredungskünste das Gewünschte zu erhalten. Nachdem ich ihn in die verlangte Richtung laviert hatte, erklärte er mir noch warum er mir keinen Riesling verkauft habe: „Die jungen Leute vertragen die Säure nicht, da kann es sein, dass die Frauen [immerhin sprach er nicht mehr von Weibern] anschließend den ganzen Abend auf dem Klo verbringen.“
Was dachte dieser Mann von mir? Erinnerte er sich an die eigene Jugend oder sieht er zu viel Privatfernsehen, indem es von Alkoholleichen auf den Balearen nur so wimmelt?
Immerhin wird man nicht in jedem Laden als angehender Lehrer erkannt – trotz Hemd und gepflegter Ausdrucksweise. Zumindest wurde ich nicht mit einem schnoddrigen „Wat gibbet?“ begrüßt, was hier durchaus nicht unüblich ist.
Ich werde mich bemühen den Kontakt zu diesem Verkäufer aufrecht zu erhalten, wer schafft es sonst schon dass man mit einem breiten Lachen sein Geschäft verlässt?
oscar Matzerath - 2. Mai, 13:59
Alle paar Monate ist es soweit. Da erhalten die Eltern Gelegenheit mit den Lehrern ihrer Kinder zu sprechen, um deren Leistungsstand zu erfragen. Da fallen sie in die Schule ein und bringen sie mit – ihre Sorgen. Es ist verblüffend, was man alles in ca. 10 Minuten ungefragt von Eltern erfährt. Da genügen Sätze wie „ihr Kind ist im Unterricht sehr zurückhaltend“, schon erfährt man von psychologischen Verhandlungen und Versagensängsten der Kinder. Der gleiche Satz erbrachte bei einer anderen Mutter die Erklärung, dass das Kind ein Pflegekind sei. Was interessiert mich so was? Ich kann da auch nicht machen und habe lediglich festgestellt, dass es sehr ruhig im Unterricht ist. Die andere Mutter flirtet einen offensiv an, während der Vater einen Meter von einem weg sitzt. Gut, vom Kind weiß ich von den Scheidungsschlachten der Eltern, aber noch lange kein Grund die Note der Tochter durch tiefe, lange Augenkontakte erschummeln zu wollen. Zugegeben, sie hatte sehr schöne grüne Augen. Andere Väter machen den Eindruck, dass sie zu Hause gleich den Gürtel aus dem Hosenbund ziehen um dem Balg Manieren beizubringen. Man möchte nicht wissen, was sich hinter deutschen Wohnungstüren Tag für Tag abspielt. Kleine Einblicke genügen da schon vollkommen.
oscar Matzerath - 29. Apr, 20:12