Erster Kontakt mit den Eltern – eine Ernüchterung
Im Rahmen des Tages der offenen Tür, der am Samstagvormittag stattfand und mein Wochenende zutiefst dezimierte, kam es zum ersten Kontakt mit so manchen Eltern. Die Ernüchterung war groß, als so mancher Vater oder Mutter feststellten, dass an der Schule die Zeit nahezu stehen geblieben war. Da standen sie immer noch, die Lehrer von damals, etwas älter und grauer, aber immer noch die Selben. Es schien sich kaum etwas verändert zu haben. Flankiert von den Sprösslingen wurde die neue evtl. auch alte Schule begafft. Wir stellten unsere kleinen Besucher mit Plakaten über Pharaonen und einer Ausstrahlung von Dokumentarfilmen über Mesopotamien und die Pyramiden ruhig. Es war schon eine bizarre Situation. Wie präsentiere ich ein Produkt, ohne eine Manifestation dieses Produktes zu haben? Wenn ich in einem Laden arbeite oder auf einer Messe, habe ich etwas, was ich an den Kunden bringen will – meistens einen Gegenstand. Aber wie präsentiert man Unterricht ohne einen Unterricht dazuhaben? Man legt Bücher aus, hängt Plakate mit Rechtschreibfehlern an und zeigt einen Film. Es sah bei uns zeitweise so aus wie im Kinderkino bei Ikea. Die Blagen gafften, die Eltern quackelten.
Mit einer Mutter bin ich näher ins Gespräch gekommen, weil es mein Anliegen war, ein nicht greifbares Produkt zu präsentieren: den Geschichtsunterricht. Die Tochter sah sich interessiert die Plakate und Bücher an und sagte mit der Begeisterung des Wiedererkennens in der Stimme: „Guck mal Mutti, da ist Hitler.“ So viel Begeisterung wollte ich natürlich nutzen und dem Kind ein Klassenfoto zeigen, auf dem Hitler als Knabe im Alter von etwa 10 Jahren zu sehen ist und nahm eines dieser Hefte und begann zu blättern. Die Mutter trat an meine Seite und erklärte die Kinder hätten das Thema gerade in der Schule, aber nach ihrem Empfinden würde der Nationalsozialismus viel zu ausführlich in der Schule behandelt. Okay, abwarten was jetzt noch kommt. Solche Leute habe ich auch hin und wieder bei Führungen bei den Unterwelten in Berlin getroffen. Die Amerikaner hätten schließlich auch die Indianer ermordet und die Chinesen die Tibeter und davon würde niemand reden. Was sagt man in einem solchen Moment? Ich habe versucht sie auf die unterschiedlichen Motivationen der frühen Amerikaner und der Nationalsozialisten aufmerksam zu machen, dass die Indianer nicht mit der Eisenbahn zu Millionen in Lager und Gaskammern gekarrt wurden. Aber meine Argumente trafen auf keinen fruchtbaren Boden. Ob denn der Mauerfall heute wenigstens ausführlich gelehrt werde? „Aber natürlich meine Dame.“ Sie wäre ja aus Berlin – prompt begann sie zu berlinern – und sie sei am 9. November 89 dabei gewesen – so wie einige hunderttausend andere Menschen wahrscheinlich – aber sie sei als einzige mit erhobenem Ausweis in dieser Nacht von West nach Ost gegangen und die Grenzpolizisten hätten sie verständnislos angesehen…. Sie war froh endlich diesen Gang tun zu können.
Und ich war froh als sie endlich den Gang hinaus tat, blieb still stehen und wunderte mich. Auf solche fachlich fundierten Gespräche war ich nicht vorbereitet gewesen.
Mit einer Mutter bin ich näher ins Gespräch gekommen, weil es mein Anliegen war, ein nicht greifbares Produkt zu präsentieren: den Geschichtsunterricht. Die Tochter sah sich interessiert die Plakate und Bücher an und sagte mit der Begeisterung des Wiedererkennens in der Stimme: „Guck mal Mutti, da ist Hitler.“ So viel Begeisterung wollte ich natürlich nutzen und dem Kind ein Klassenfoto zeigen, auf dem Hitler als Knabe im Alter von etwa 10 Jahren zu sehen ist und nahm eines dieser Hefte und begann zu blättern. Die Mutter trat an meine Seite und erklärte die Kinder hätten das Thema gerade in der Schule, aber nach ihrem Empfinden würde der Nationalsozialismus viel zu ausführlich in der Schule behandelt. Okay, abwarten was jetzt noch kommt. Solche Leute habe ich auch hin und wieder bei Führungen bei den Unterwelten in Berlin getroffen. Die Amerikaner hätten schließlich auch die Indianer ermordet und die Chinesen die Tibeter und davon würde niemand reden. Was sagt man in einem solchen Moment? Ich habe versucht sie auf die unterschiedlichen Motivationen der frühen Amerikaner und der Nationalsozialisten aufmerksam zu machen, dass die Indianer nicht mit der Eisenbahn zu Millionen in Lager und Gaskammern gekarrt wurden. Aber meine Argumente trafen auf keinen fruchtbaren Boden. Ob denn der Mauerfall heute wenigstens ausführlich gelehrt werde? „Aber natürlich meine Dame.“ Sie wäre ja aus Berlin – prompt begann sie zu berlinern – und sie sei am 9. November 89 dabei gewesen – so wie einige hunderttausend andere Menschen wahrscheinlich – aber sie sei als einzige mit erhobenem Ausweis in dieser Nacht von West nach Ost gegangen und die Grenzpolizisten hätten sie verständnislos angesehen…. Sie war froh endlich diesen Gang tun zu können.
Und ich war froh als sie endlich den Gang hinaus tat, blieb still stehen und wunderte mich. Auf solche fachlich fundierten Gespräche war ich nicht vorbereitet gewesen.
oscar Matzerath - 16. Nov, 11:19