Samstag, 4. September 2010

Aachen – erste Eindrücke

Freitagabend, Auftakt der Zweiten Fußball Bundesliga im Tivoli. Die Fans reisen in fast leeren Linienbussen oder per pedes an, trotzdem nehmen gut 20.000 Menschen auf gelben Sitzschalen platz. Angenehmes kleines Stadion, in dem man das Gefühl hat, dem Torwart auf der Linie durch einen ausgestreckten Arm helfen zu können. Union Berlin ist zu Gast und spielt im roten Trikot. Der Neubürger steht mit rotem T-shirt im schwarz-gelben Fanblock und kann in Ruhe Bier trinken und das Spiel sehen ohne angepöbelt zu werden. Das haben wir auch schon anders erlebt. Zur Pause werden Klorollen über das Fangnetz aufs Tor geworfen – jetzt verspricht es lustig zu werden, aber der Stadionsprecher schreitet verbal ein „Der Schiedsrichter hat mit Abbruch gedroht. Bitte unterlassen Sie das Werfen von Toilettenpapier.“ Der „Spießer“-Ruf des Neubürgers verhallt ohne Reaktion und eine erneute Unterlassungsaufforderung wird von den restlichen Fans mit Applaus bedacht. Hier läuft was falsch.

Nächster Abend in der Altstadt: Radler tragen den Wettbewerb aus: Wer kann am schnellsten durch die Fußgängerzone rasen und die meisten Fußgänge ummähen. Der Neubürger ist stolz, dass er den ollen Plastikhelm griffbereit hat, aber die einheimische Bevölkerung trägt den Wettbewerb mit Sporthelmen aus, die an Motorcrossuusrüstung erinnern.

Sonntagabend: Bereits heute wurde der Fahrradhelm vergessen, aber im Gegensatz zu Mg sind die Autofahrer hier an Radler gewöhnt. Beachtlich ist, dass so viel Lebensqualität in so eine kleine Stadt passt. Da steigt man nach ein paar Stunden Schreibtischarbeit aufs Rad und ist in 10-15 Minuten nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in der Therme. Dort wird die Bade- und Saunalandschaft erkundet und für ausgezeichnet befunden. Eine Besonderheit ist die Backofensauna, in der alle halbe Stunde Brötchen bzw. Laugengebäck gebacken wird, während sich der Duft in der nur mäßig warmen Schwitzkammer ausbreitet. Aber auch an die Grubenarbeiter aus dem Ruhrpott ist gedacht, die ihre Kur in Bad Aachen verbringen und den Weg in die Therme finden. Für sie gibt es eine Stollensauna mit schräg zur Decke strebenden Wänden, einer Lore, die den Ofen trägt, und Grubenlampen an den Wänden. Wollen wir mal nicht hoffen, dass es in den Steinkohle- bzw. Erzbergwerken auch 100 Grad hat. Man könnte sich dort auch bis Weihnachten einschließen lassen und denken `so schön ist also Mexiko´. Auch für mich war der zehnminütige Besuch zum Abschluss des Aufenthaltes kreislauftechnisch fast der overkill. Anschließend aufs Rad und in kurzer Zeit nach Haus. Irgend jemand wird zu Hause feststellen, dass er ein neues Handtuch hat. Ich habe jedoch wieder etwas Platz im Kleiderschrank.

Das letzte Wochenende der Ferien steht ins Haus und ich sitze am Schreibtisch, da vom ursprünglich zugesagten Unterricht letztendlich nicht viel übrig geblieben ist. 16 Stunden Oberstufenunterricht konnten gerade noch abgewendet werden, aber dafür führe ich einen Lk und einen Gk der Klasse 13 zum Abitur. Oha, zudem kann ich mich noch mit den Unzulänglichkeiten meines Vorgängers abplagen, der sich nicht an die Vorgaben für das Zentralabitur in NRW gehalten hat. Die Schüler werden Spaß haben.
Aber auch die heiteren Seiten sind hin und wieder anzutreffen: Lautes Glockengeläut reist mich aus meiner Konzentration. Der fliegende Händler preist mit seinem Kombi Kartoffeln, Kirschen und Erdbeeren an. Na dann mal ran an den fahrbaren Mittagstisch. Kartoffeln gibt es nur in 5kg Säcken. Mein Einwand aufgrund der Menge für einen Singlehaushalt kontert der Kaufmann mit Helge Schneider Stimme folgendermaßen: „Musst du Reibekuchen essen oder Kartoffelsalat.“ Danke für den Hinweis, Helge.

Die erste Schulwoche ist vorbei und man genießt die Ruhe in den eigenen vier Wänden. Kleine Kinder können schon ganz schön Krach machen. Werde nächste Woche wohl mal hart durchgreifen, damit sie wissen, wer der Chef im Ring ist. Dafür arbeiten die Oberstufenkurse fast vollkommen autark. Man braucht nur einen Kadaver in den Käfig zu werfen, dann stürzt sich alles drauf und beginnt am Aas zu reißen.

Warum die Treppe nehmen, wenn ich ein erstklassiges Kanu habe?

Allora_Calzadilla
Allora & Calzadilla zu Gast in Berlin - Temporäre Kunsthalle

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

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