Die Menschen sind schon anders - Jobsuche in NRW
Eigentlich hatte man gar keine Zeit das Bestehen des Zweiten Staatsexamens zu genießen, denn schon bald danach ging der Bewerbungsmarathon los und man wurde zum pädagogischen Klinkenputzer oder zum klinkenputzenden Pädagogen. Dass Nordrhein-Westfalen ziemlich groß ist, besagt schon der Name, aber so recht konnte ich mir da keine Vorstellungen machen, bis ich im Auto und der Bimmelbahn unbekannte Welten bereist habe.
Hier ein kleiner Bericht:
Vor wenigen Tagen hatte mich eine Gesamtschule nach Soest zum Gespräch eingeladen. Einladungen sind ja schon mal gut, aber wo zum Teufel liegt Soest? Am nächsten Tag war der Rucksack mit Lektüre und Proviant befüllt und es ging los. Nach dem Gespräch musste ich von der Schule wieder zurück zum Bahnhof und da das Taxi, welches mir den Hinweg erleichtert hatte, natürlich über alle Berge war, stand ich an einer Bushaltestelle und wartete. Ich wartete inzwischen eine gewisse Weile, als ein deutlich adipöses Hartz-IV Ehepaar mit zwei vollbepackten Einkaufswagen an mir vorbei in die Richtung ging, in welche der Bus fahren müsste. Solche Menschen haben doch eigentlich Zeit und könnten gesellig mit mir auf die Beförderung warten. Es machte mich nachdenklich, warum ich immer noch dort stand und ich erinnerte mich an einem Bericht aus dem Radio, indem von Bushaltestellen an denen niemals ein Bus hält, berichtet wurde. Dabei handelt es sich um eine Behandlungsmethode für Demenzkranke. Diese Haltestellen stehen meist vor Pflegeeinrichtungen und sollen die verwirrten Menschen, die häufig das Bedürfnis verspüren nach Hause zu fahren, in der Nähe der Einrichtung binden. Sogar Fahrpläne seien vorhanden auf denen nur ganz klein der eigentliche Zweck dieser Haltestelle vermerkt sei, so der Bericht. Wenn nach einer gewissen Zeit kein Bus käme, würden die Menschen vergessen warum sie an der Haltestelle stünden und würden den Weg zurück in die Pflegeeinrichtung antreten. Mein Fahrplan wies diesen Hinweis jedoch nicht auf und der Bus kann volle Kanne zu spät, sodass ich meinen Zug verpasste und noch knapp eine zusätzliche Stunde in Soest geschenkt bekam. So konnte ich Ausschau nach dem Guido halten, der alljährlich, wenn das Wetter wärmer wird, mit seinem Bratwurstsong den Sommer herbeisingt. Zu einem Treffen kam ich nicht und sah mich gezwungen in Bahnhofsnähe eine Mantaplatte zu essen. Dachte den Ruhrpott hätte ich hinter mir gelassen. Auf nachfrage erfuhr ich: Mantaplatte = Pommes mit Curry mit rot weiß. Reisen bildet.
Eines anderen Tages war ich in Oberhausen und absolvierte an einem Gymnasium das Auswahlprozedere. Die Schule an sich war in einem Gebäude von 1905 angesiedelt und hätte als Drehort der Feuerzangenbowle fungieren können. Ohne Schüler machte sie einen guten Eindruck, aber bereits die Fragen im Gespräch ließen auf ein gewisses Problempotenzial schließen. Im Anschluss besuchten wir ein nahegelegenes Einkaufszentrum und ich konnte mir die Samstagsvormittagsshopper ansehen. Der Deutschlandhysterie alle zwei Jahre, bei der alle Menschen in den Landesfarben herumlaufen, in großen Massen Fußball schauen und dabei den Nebenmann/die Nebenfrau mehr oder weniger unauffällig begrabschen und Sachverstand heucheln, stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Das dieses Spektakel hier am karnevalbegeisterten Niederrhein auch noch „Rudelgucken“ heißt, macht es nicht besser. In Oberhausen auf dem Parkplatz stand nun also ein Motorrad, welches mit zwei dieser Billigstandarten am Gepäckhalter ausgerüstet war – schön mit weißem Kreppband befestigt. Allerdings erwies sich der Fahrer eher als schmächtig und trug auch keine Lederjacke sondern Jogginghose und ein ausgeblichenes Chiemsee-t-shirt, wahrscheinlich im letzten Türkeiurlaub billig am Straßenrand erstanden. Anschließend kam ein alter Mann mit einem Einkaufswagen aus dem Supermarkt. In diesem saß seine Enkelin, die nicht aussteigen wollte. Nach einiger Zeit erfolgte eine klare Ansage des Großvaters: „So Kathi, nu komma. Der Oppa muss jetzt zu Hause.“ Zum Glück erreichte mich wenige Minuten später die Absage der Schule. Da sagt man immer die Kinder aus den Familien mit Migrationshintergrund würden schlecht Deutsch sprechen. Die sprachliche Verwahrlosung beginnt aber bereits mitten im Ruhrgebiet.
Ach ja, eine Kuriosität habe ich noch vergessen: In einem Nachbarort von Soest muss es in einem Industriegebiet eine Disko geben, die eine Schoolisout-Party veranstaltet. Jeder soll sein Zeugnis mitbringen und der/die mit den schlechtesten Noten bekommt den ganzen Abend Freigetränke.
Über das Ergebnis der Suche unterrichte ich in Kürze mit Fotos.
Hier ein kleiner Bericht:
Vor wenigen Tagen hatte mich eine Gesamtschule nach Soest zum Gespräch eingeladen. Einladungen sind ja schon mal gut, aber wo zum Teufel liegt Soest? Am nächsten Tag war der Rucksack mit Lektüre und Proviant befüllt und es ging los. Nach dem Gespräch musste ich von der Schule wieder zurück zum Bahnhof und da das Taxi, welches mir den Hinweg erleichtert hatte, natürlich über alle Berge war, stand ich an einer Bushaltestelle und wartete. Ich wartete inzwischen eine gewisse Weile, als ein deutlich adipöses Hartz-IV Ehepaar mit zwei vollbepackten Einkaufswagen an mir vorbei in die Richtung ging, in welche der Bus fahren müsste. Solche Menschen haben doch eigentlich Zeit und könnten gesellig mit mir auf die Beförderung warten. Es machte mich nachdenklich, warum ich immer noch dort stand und ich erinnerte mich an einem Bericht aus dem Radio, indem von Bushaltestellen an denen niemals ein Bus hält, berichtet wurde. Dabei handelt es sich um eine Behandlungsmethode für Demenzkranke. Diese Haltestellen stehen meist vor Pflegeeinrichtungen und sollen die verwirrten Menschen, die häufig das Bedürfnis verspüren nach Hause zu fahren, in der Nähe der Einrichtung binden. Sogar Fahrpläne seien vorhanden auf denen nur ganz klein der eigentliche Zweck dieser Haltestelle vermerkt sei, so der Bericht. Wenn nach einer gewissen Zeit kein Bus käme, würden die Menschen vergessen warum sie an der Haltestelle stünden und würden den Weg zurück in die Pflegeeinrichtung antreten. Mein Fahrplan wies diesen Hinweis jedoch nicht auf und der Bus kann volle Kanne zu spät, sodass ich meinen Zug verpasste und noch knapp eine zusätzliche Stunde in Soest geschenkt bekam. So konnte ich Ausschau nach dem Guido halten, der alljährlich, wenn das Wetter wärmer wird, mit seinem Bratwurstsong den Sommer herbeisingt. Zu einem Treffen kam ich nicht und sah mich gezwungen in Bahnhofsnähe eine Mantaplatte zu essen. Dachte den Ruhrpott hätte ich hinter mir gelassen. Auf nachfrage erfuhr ich: Mantaplatte = Pommes mit Curry mit rot weiß. Reisen bildet.
Eines anderen Tages war ich in Oberhausen und absolvierte an einem Gymnasium das Auswahlprozedere. Die Schule an sich war in einem Gebäude von 1905 angesiedelt und hätte als Drehort der Feuerzangenbowle fungieren können. Ohne Schüler machte sie einen guten Eindruck, aber bereits die Fragen im Gespräch ließen auf ein gewisses Problempotenzial schließen. Im Anschluss besuchten wir ein nahegelegenes Einkaufszentrum und ich konnte mir die Samstagsvormittagsshopper ansehen. Der Deutschlandhysterie alle zwei Jahre, bei der alle Menschen in den Landesfarben herumlaufen, in großen Massen Fußball schauen und dabei den Nebenmann/die Nebenfrau mehr oder weniger unauffällig begrabschen und Sachverstand heucheln, stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Das dieses Spektakel hier am karnevalbegeisterten Niederrhein auch noch „Rudelgucken“ heißt, macht es nicht besser. In Oberhausen auf dem Parkplatz stand nun also ein Motorrad, welches mit zwei dieser Billigstandarten am Gepäckhalter ausgerüstet war – schön mit weißem Kreppband befestigt. Allerdings erwies sich der Fahrer eher als schmächtig und trug auch keine Lederjacke sondern Jogginghose und ein ausgeblichenes Chiemsee-t-shirt, wahrscheinlich im letzten Türkeiurlaub billig am Straßenrand erstanden. Anschließend kam ein alter Mann mit einem Einkaufswagen aus dem Supermarkt. In diesem saß seine Enkelin, die nicht aussteigen wollte. Nach einiger Zeit erfolgte eine klare Ansage des Großvaters: „So Kathi, nu komma. Der Oppa muss jetzt zu Hause.“ Zum Glück erreichte mich wenige Minuten später die Absage der Schule. Da sagt man immer die Kinder aus den Familien mit Migrationshintergrund würden schlecht Deutsch sprechen. Die sprachliche Verwahrlosung beginnt aber bereits mitten im Ruhrgebiet.
Ach ja, eine Kuriosität habe ich noch vergessen: In einem Nachbarort von Soest muss es in einem Industriegebiet eine Disko geben, die eine Schoolisout-Party veranstaltet. Jeder soll sein Zeugnis mitbringen und der/die mit den schlechtesten Noten bekommt den ganzen Abend Freigetränke.
Über das Ergebnis der Suche unterrichte ich in Kürze mit Fotos.
oscar Matzerath - 3. Jul, 10:28