So ähnlich muss es den Menschen im Zweiten Weltkrieg gegangen sein, oder wie mein Opa zu sagen pflegte: „Die Einschläge kommen immer näher.“
Nach mehrwöchiger Abwesenheit komme ich von der Ostfront nach Hause. Die Ausrüstung trage ich im Rucksack bei mir. Der Stahlhelm sitzt auf dem Kopf, obwohl in der Heimat zur Zeit keine Gefahr droht. Die Stadt sieht im Schnee fast friedlich aus. Aber alle Makel kann selbst diese unschuldige Weiß nicht verbergen. Das letzte Stück Weg vom Bahnhof nimmt mich ein Truppentransporter mit, von dem ich an der Ecke abspringe. Nur noch wenige Meter bis zum Haus. Unsere Häuserzeile hat die Zeit meiner Abwesenheit unbeschadet überstanden, aber was ist mit dem Haus gegenüber? Ich blicke in leere, dunkle Fensterhöhlen. Der Schlagbaum steht wie ein Phallus emporgereckt und ist zugleich Mahnmal für das was hier einmal war. Der Getränkemarkt ist nicht mehr da und die tägliche Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist um ein großes Stück schwerer geworden.
oscar Matzerath - 4. Jan, 22:58