In mehrerer Hinsicht richtig gehandelt
Aktuelle Ereignisse lassen mich an eine Kommilitonin denken, die mit mir zusammen Deutsch und auch mittelalterliche Geschichte studierte. Man traf sich drei bis vier Mal die Woche in diversen Veranstaltungen und vor verschlossenen Türen und wartete gemeinsam teils stundenlang auf die Audienz beim Professor. In manchmal langen Gesprächen erfuhr ich so einiges über ihr Leben und ihren familiären Hintergrund. Eines Tages bat sie mich in der nächsten Veranstaltung ordentlich mitzuschreiben, damit sie sich die Unterlagen kopieren könne, wenn sie aus Griechenland zurück sei, wo sie Erbschaftsangelegenheiten zu regeln hätte. Bei der Erwähnung einer Erbschaft in Griechenland wird der Großstadtbewohner aus der märkischen Streusandbüchse hellhörig, malt sich einsame Buchten, kristallklares Wasser und Nacktbaden bei Vollmond aus. Ab jetzt nimmt die Geschichte eine jähe Wendung. Das Haus, welches geerbt werden sollte lag im trockenen Binnenland und auch mit der Aphrodite – diesen Spitznamen hatte sie seitdem weg – war es nicht so weit her. Allerdings hatte ich jetzt ein Problem. Mein Interesse an ihrer Person falsch deutend, wollte mich die Aphrodite jetzt häufig zum vertraulichen Kaffeetrinken überreden. Sie schien mir sogar in der Bibliothek hinter den Regalen aufzulauern – so kam es mir zumindest manchmal vor – und ich musste alle möglichen sinnlosen Internetsurfereien ins Feld führen und Hochbeschäftigung heucheln, um ihren Fängen zu entkommen. Zum Glück sind die Semesterferien eine lange, in der jeder seine eigenen Wege geht. In den folgenden Semestern war unser Interesse merklich abgekühlt. Insgeheim verurteile ich mich für diese materialistischen Gedanken, aber wer hätte nicht gern ein Haus in Griechenland.

Aktuelle Ereignisse und ein Gespräch mit einem Freund erinnerten mich jetzt an diese Gestalt aus meinem vergangenen Universitätsleben. Ich hoffe, dass das Haus nicht den Feuersbrünsten anheim gefallen ist und auch das die Aphrodite ihr berufliches Glück gefunden hat. Wir werden es wohl nie erfahren. Aber insgeheim weiß ich, dass ich damals in mehrerer Hinsicht richtig gehandelt habe.

Aktuelle Ereignisse und ein Gespräch mit einem Freund erinnerten mich jetzt an diese Gestalt aus meinem vergangenen Universitätsleben. Ich hoffe, dass das Haus nicht den Feuersbrünsten anheim gefallen ist und auch das die Aphrodite ihr berufliches Glück gefunden hat. Wir werden es wohl nie erfahren. Aber insgeheim weiß ich, dass ich damals in mehrerer Hinsicht richtig gehandelt habe.
oscar Matzerath - 25. Aug, 09:24