All jährlich wieder kollektive Trauer, möglichst auf Knopfdruck
Heute ist es wieder so weit. Es ist der 11.9. und die westliche "zivilisierte" Welt ist verpflichtet sich mit Amerika zu solidarisieren. Man muss an diesem Tag Betroffenheit zeigen und Anteilnahme - Ebenso wie zu Weihnachten alle friedlich und harmonisch eingestellt sein sollen. Mir geht das so auf die Nerven. Vor allem, wenn der Tageszeitung Sonderteile bei liegen, die noch einmal schon zu oft gesehene Fotos enthalten, wenn der Straßenmusikant in der S-bahn mitten im Lied aufhört zu spielen und zur Schweigeminute aufzurufen um 20 Sekunden später mit dem Sammelbecher die Runde zu machen, wenn Asiaten durch die Unibibliothek renn und ein ILove NY T-shirt tragen.
Ich will nicht auf Knopfdruck trauern müssen.
Es war schrecklich was vor fünf Jahren geschehen ist und die Welt hat sich nicht zum positiven verändert, aber mir reicht es schon seit Jahren! An dieser Stelle erreicht man durch erzwungene Betroffenheit das, was man schon seit 50 Jahren mit dem Holocaust erreicht hat - eine gesellschaftliche, emotionale Abstumpfung.
Ich will nicht auf Knopfdruck trauern müssen.
Es war schrecklich was vor fünf Jahren geschehen ist und die Welt hat sich nicht zum positiven verändert, aber mir reicht es schon seit Jahren! An dieser Stelle erreicht man durch erzwungene Betroffenheit das, was man schon seit 50 Jahren mit dem Holocaust erreicht hat - eine gesellschaftliche, emotionale Abstumpfung.
oscar Matzerath - 11. Sep, 12:55